Liebotitz - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)

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Li- Mo
Gut erhaltene Höfe zeugen von einer gepflegten deutschen Vergangenheit
Liebotitz
(Libedice)
Auszug aus der "Geschichte der Gemeinde
Liebotitz im Aubachtal" von Benno Stanka

Liebotitz liegt im Aubachtal, 12 Kilometer südöstlich von Kaaden und 10 Kilometer westlich der bekannten Hopfenstadt Saaz auf 250 Meter über Normalnull. Das Dorf gehört zwar geografisch zum Saazer Land, politisch gehörte es aber schon seit etwa 200 Jahren zum Kreis (früher Bezirk) Kaaden. Der Aubach fließt mitten durch das Dorf und trennt es in die südlich liegende „Kleinseite" und die westlich liegenden Ortsteile „Große Seite" und „Pruß". Der fruchtbare Lößboden eignet sich hervorragend für den Ackerbau und so wurde der früher sicher vorhanden gewesene Wald schon vor Jahrhunderten gerodet.
Wie archeologische Funde beweisen, war der Ort schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Die Entstehung des eigentlichen Dorfes liegt im Dunkeln. Sicher handelt es sich aber um eine slawische Ansiedlung, worauf die Kleinseite und der Ortsteil Pruß in ihrer Anlage hinweisen. Auch die Namensendung „itz" weist darauf hin. Die später entstandene Großseite gleicht dagegen einem fränkischen Straßendorf und stammt wahrscheinlich aus der Zeit der deutschen Zuwanderung. In einer Urkunde Premysl Otkars I. aus dem Jahr 1226 wird Liebotitz erstmals erwähnt. Als erster namentlich Bekannter taucht 1318 ein Strzezimír de Lubyedicz auf, dessen Wappen zwei springende und auf der Krone einen darüber sitzenden Hund aufweist. Zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert werden verschiedene Geschlechter erwähnt, die in Liebotitz Besitz hatten.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts zog in Liebotitz das lutherische Religionsbekenntnis ein, besonders gefördert von Margaretha, geborene Schlick, der Ehefrau Jan Novohradskys von Kolovrat. Durch Heirat kam das Liebotitzer Gut 1599 an Christoph Lobkowitz von Hassenstein, aber schon 1606 wurde es an Ottilie Doupov von Saar verkauft. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden die Schwestern Margaretha, Anna und Elisabeth von Duppau, die das Gut geerbt hatten enteignet, weil ihr verstorbener Bruder Adalbert beim Prager Fenstersturz zugegen war. Die drei Schwestern gingen als lutherische Exulanten nach Annaberg in Sachsen.
Zugleich mit ihnen verließ der letzte evangelische Pfarrer Liebotitz. 1633 kam das Gut an den Leibarzt Albrechts von Waldstein (Wallenstein), namens Justus Stroperius von Marsfeld. Dessen Witwe Maria Susanna, geborene Igl von Voldverthurn heiratete in zweiter Ehe den Kammerprokurator Adam Smislowsky von Radwanow. Nach dessen Tod vermachte sie den Besitz zusammen mit den Dörfern Turtsch und Wobern den Barfüßigen Karmelitern auf der Prager Kleinseite, weil ihr einziger Sohn in diesen Orden eingetreten war. Bis zur Säkulari-sation durch Kaiser Josef II. blieb das Liebotitzer Gut im Besitz der Karmeliter, die in den Jahren 1682 bis 1694 die neue Kirche im barocken Stil bauen ließen. Zwischen 1708 und 1725 bauten sie, unter Verwendung einiger Teile der alten kleinen Veste, das heutige Schloss zu ihrem Konvent aus. Ebenso wurde 1759 das Pfarrhaus errichtet. Bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Säkularisation besaß auch die Kaadener Rosenkranzbruderschaft in Liebotitz sieben Bauernstellen und ein Gasthaus.
lDas Dorf Pruß, neben der Kleinseite die zweite Keimzelle von Liebotitz, hatte zwischen dem 14. und der Mitte des 17. Jahrhunderts ebenfalls wechselnde Besitzer, bis es 1628 dem Komotauer Jesuitenkolleg für 27.725 Schock Groschen zugeschlagen wurde. Die Jesuiten unterstellten das Dorf der Verwaltung ihres Gutes Welmschloß und unter dieser Verwaltung verblieb es auch nach der Säkularisation. Bis 1853 waren alle Besitzungen in Pruß „emphiteutisch" bewirtschaftete Anwesen, einer Art Erbpacht. Erst danach konnten die Anwesen käuflich erworben werden.
Bis zum Jahr 1808 blieb das Liebotitzer Gut unter der Verwaltung des sogenannten Religionsfonds und wurde dann versteigert. Den Zuschlag erhielt für 361.000 Gulden Vojtech Mladota von Solopisk. Seit dieser Zeit gehörte Liebotitz zur Herrschaft Maschau. Zwischen 1827 und 1845 war Graf Josef von Dietrichstein, nach dessen Tod seine Witwe Gabriele Eigentümer des gesamten Maschauer Besitzes, der dann von Eugen Karl Graf Czernin zu Chudenitz gekauft wurde. Zu dieser Zeit bestand Liebotitz aus 83 Häusern mit 346 Einwohnern. Dazuzuzählen ist noch das Dorf Pruß mit 26 Häusern und ca. 120 Einwohnern.
Der „Stabile Kataster" von 1843 nennt für Liebotitz 811 Hektar Grund, wovon 196 ha zur Domäne gehörten. Im Kataster enthalten war bereits das Dorf Pruß, das allerdings erst 1914 endgültig der Gemeinde Liebotitz einverleibt wurde.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Gründung verschiedener Vereine, die alle noch bis 1938 bestanden. 1877 wurde die „Freiwillige Feuerwehr Liebotitz", 1880 der „Gesangverein Germania" und 1890 der „Landwirtschaftsverein Kasino gegründet". 1907 folgte der „Grünpflanzerverein" und nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik wurden 1919 in Liebotitz ein Ortsverband des „Bund der Landwirte" und ein Ortsverein der „Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei" gegründet. 1920 folgte die Gründung einer „Bienensektion", 1921 eine Ortsgruppe des „Deutschen Kulturverbandes", 1922 eine Sektion des „Deutschen Turnvereins" und endlich 1923 der „Verschönerungsverein Liebotitz". Am Ende des 1. Weltkriegs hatte das Dorf 17 gefallene oder infolge Kriegseinwirkung gestorbene Männer zu beklagen.
Noch vorhandene Adressbücher des Bezirks Kaaden listen 1911 in 129 Häusern 733 Einwohner, 1921 in 132 Häusern 807 Einwohner, davon 20 Tschechen und 1936 in 133 Häusern nur noch 674 Einwohner, darunter 44 Tschechen auf.
Aus dem 2. Weltkrieg kamen 44 Liebotitzer Soldaten nicht mehr zurück.
Ab 1945 begann die Vertreibung der deutschen Bewohner des Dorfes. Ersetzt wurden sie zum großen Teil aus tschechischen Menschen aus Wolhynien, weil dieses Gebiet der Ukraine zugeschlagen wurde und die bisher dort wohnenden Tschechen einfach umgesiedelt wurden.
Wegen der immer stärkeren Technisierung der Landwirtschaft wurden hier immer weniger Arbeitskräfte benötigt. Infolge dessen ging die Einwohnerzahl, die schon 1950 bei nur noch 290 Personen war, kontinuierlich bis auf heute rund 200 zurück.
Bauernhaus "bân Diggn"
Treppenaufgang zur Kirche St. Veit mit den Heiligenfiguren von St. Veit, St. Siegmund,
St. anton, St. Johann Nepomuk, St. Josef, St. Ludmilla, St. Adalbert, St. Prokop, St. Wenzel und St. Florian

Stankas Gasthaus "bân Diggnwärd"
Aus dem Braunkohle- Tagebau wurden
zahlreiche Bildstöcke und Denkmäler umgesetzt:
Diese Mariensäule stammt aus Prahn, Kreis Komotau
Auch diese Kalvarienberg- Gruppe stand früher in Prahn.
Der Ort wurde dem Braunkohletagebau geopfert.
Die Dreifaltigheitssäule von 1711 stand früher an einem anderen
Platz und wurde erst vor einigen Jahren an den jetzigen Platz versetzt.
Kirche St. Veit aus den Jahren 1682- 94
Die reiche Ausstattung der Kirche zum hl. Veit

Inschrift der Dreifaltigkeitssäule: "Anno 1711 den
16. October zu Ehren der Allerheyl. und unzertheilten Dreyfaltigkeit
hat dies Statuam setzen lassen Georg Entschlickh und Elisabetha dessen Ehewirthin."
 
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