Tunkau - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)

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Tö-Tu
Tunkau

1394 - 1953
(Tunkov)
von Zdena Binterova,
Übersetzung Gerhard Stübiger


Tunkau lag 12 km westsüdwestlich von Kaaden im oberen Teile des Hollbaches. Der Hollbach entspringt 1,3 km südsüdwestlich vom Dorfe und sein Oberlauf wurde Hollbach und sein Unterlauf Geigenbach genannt. Entlang der Straße, die über Tunkau von Pürstein nach Duppau führte, war die Mehrzahl der Häuser erbaut worden. Das Dorf lag auf einer Seehöhe von 625 m, aber die Tunkauer Grundstücke reichten bis zur Seehöhe von 800 m. Wegen der Höhenlage brachte der Boden keine hohen Erträge, aber es gelang, erfolgreich Hafer, Kartoffeln, Futterpflanzen und teilweise Korn anzubauen. Tunkau wurde von drei Seiten von bewaldeten Bergen geschützt, nur der Norden blieb offen, so dass kalte Nordwinde den Obstbäumen schadeten. Inmitten des Dorfes stand die moderne St. Marien Kapelle, die im Jahre 1846 noch nicht erwähnt wurde.
Die Benennung von Tunkau wurde vom Namen Thomas, Tomek abgeleitet. Im Jahre 1540 wurde das Dorf unter dem Namen Tomkova erwähnt.
Die Geschichte von Tunkau und Teltsch haben vieles gemeinsam. Trotzdem man Tunkau zum ersten Mal unter den Dörfern erwähnte, die von Maschauer Milhost den Waldsassener Zisterzienser Mönchen übergegeben wurden (Tulchowe), wurden beide Dörfer im Jahre 1394 als Teil des Lehensgutes Okenau erwähnt, und im Jahre 1566 gehörten sie mit 12 anderen Dörfern zur Herrschaft Schönburg. Im Jahre 1604 verkaufte die mit Wilhelm von Lobenstein wieder verheiratete Markéta Borynová 4 Dörfer, einschließlich Tunkau und Teltsch, an die Brüder von Steinsdorf. In demselben Jahr erwarb diese Güter Christoph Fitztum, der Herr auf Klösterle. Seit dieser Zeit hatten Tunkau und die Herrschaft Klösterle eine gemeinsame Geschichte.
Nach dem Urbar dieser Herrschaft vom Jahre 1649 lebten in Tunkau 7 Bauern und 1 Häusler. Der Hof Kottershof bestand damals noch nicht. Die Bewohner hatten 237 Tage Robot zu leisten und das mit Fuhrwerken, beim Ackern und Eggern am Schönburger Vorwerk. Außerdem waren sie verpflichtet in der Ernte- und Heuerntezeit die Handrobot zu leisten. Die Herrschaft ließ bei Tschirnisch (Cernýš) die Brücke errichten, damit die auf dem rechten Eger Ufer wohnhaften Untertanen auf den Hof kommen konnten.
Bis zum Jahre 1654 kam es in Tunkau offenbar zur Verschlechterung der Untertanenverhältnisse, weil nach der Steuerrolle hier nur 1 Bauer, 6 Häusler und 3 Gemeindeuntertanen lebten. Die Schlussbemerkung lautet: „In diesem Dorfe gibt es höher gelegene Felder, die geringere Erträge bringen, und wenig Wiesen. Den wesentlichen Lebensunterhalt der Bewohner bilden die Viehzucht und das Holzfällen.".
Schaller (1787) führt an, dass Tunkau zur Herrschaft Klösterle gehörte und dass es hier 24 Häuser gab. Sommer (1846) führt 28 Häuser mit 146 Bewohnern und das Vorwerk Gottershof an. Er fügt noch dazu, dass Tunkau auf einer hoch gelegenen Bergebene, von Wäldern und Bergen umgeben, liegt. Die Herrschaft ließ hier die Schule neu errichten und diese besuchten auch die Kinder aus dem Ödhof, Göttersdorf oder auch Kottersdorf benannt.
Als in Teltsch die neue Schule im Jahre 1883 errichtet wurde, wurde die Tunkauer Schule geschlossen und die Kinder begannen die Schule in Teltsch zu besuchen.
Im Jahre 1850 wurden die Gemeinde die selbständigen Verwaltungseinheiten und Tunkau wurde ein Ortsteil Merzdorf. Zum 1.1. 1908 wurde dieser abgeteilt und gemeinsam mit Teltsch eine selbständige Gemeinde gebildet. Die Pfarrei und den Friedhof gab es immer in Okenau. Viele Leute besuchten lieber die Messe in Teltsch, weil es zu Fuß näher war.
Die statistischen Angaben vom Jahre 1863 führen an, dass in Tunkau 80 Männer und 79 Frauen lebten und dass es hier 36 landwirtschaftliche Güter gab. Nach dem Adressbuch vom Jahre 1914 gab es hier nur 4 größere Güter, einen Tischler, einen Laden, ein Buttergeschäft und ein Wirtshaus. Das zweite Wirtshaus stand in Kottersdorf, das ein beliebtes Ausflugsziel war.
Bevor die Post in Saar im Jahre 1872 eingerichtet wurde, war die Postbestellung sehr unregelmäßig. Manchmal geschah es auch, dass die Sendungen mehrere Tage in Klösterle auf den Merzdorfer Boten warteten. Im Jahre 1914 nahm die Post in Totzau ihre Tätigkeit auf und Tunkau wurde dahin angegliedert.
Im Jahre 1919 übergab die Firma Herold in Komotau den Kapellen in Tunkau und Teltsch neuen Glocken als Ersatz für die, die für Kriegszwecke abgegeben werden mussten.
Nach den Angaben vom Ende der 30. Jahre des 20. Jh. arbeitete die Mehrheit der Bewohner noch immer in der Landwirtschaft oder im Walde. Im Jahre 1944 fielen in Tunkau einige Bomben, die aber keine größeren Schäden verursachten.
Es gab keine Gemeindechronik, aber in mündlicher Form wurde überliefert, dass es auf dem gegenüberliegenden Bachufer Reste von Häusern gab, deren Bewohner an der Pest starben.
Die deutsche Bevölkerung wurde aufgrund der Benes- Dekrete in den Jahren 1945/46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
Zur zwangsweisen Aussiedlung von Tunkau kam es in der 1. Etappe, d. h. zum 15. 6. 1953.

Zusätzlicher Text:

Tunkau gehörte zum Gerichtsbezirk Kaaden. Meereshöhe 625 m. 215 ha, 35 Häuser,
174 Einwohner, alle deutsch.
Pfarre: Okenau, Post: Totzau, Schule: Deutsche öffentliche Schule.
Nächste Bahnstation: Pürstein.
1 Gasthaus, 1 Kaufladen, 1 Butterhändler.
Dieses Dorf slawischer Gründung gehörte mit zu den ältesten im Duppauer Gebirge. Es existierte schon im Jahre 1196, wo es Milhost aus Maschau dem Zisterzienserorden schenkte. In der Vergangenheit gehörte es den Herren auf der Schönburg und den Herren zu Klösterle. Die Untertanen mussten bis auf die Schönburg zur Robot gehen. Tunkau liegt am Bach Bublava (übersetzt Riesel oder Strudel) und ist umgeben von bewaldeten Hügeln. Von der offenen Nordseite kamen kalte Winde ins Tal, für die Landwirtschaft keine guten Bedingungen, nur für die Viehzucht. Die Bewohner waren meist in der Waldarbeit beschäftigt. In der Mitte des Dorfes stand eine Kapelle der „Jungfrau Maria", sie soll aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Im September 1944 beim großen Luftkampf über dem Erzgebirge sind auch einige Bomben ins Dorf gefallen.
Tunkau wurde 1953 abgetragen.
Lapidarium:
Fundstück: Grenzstein
Pate: JUDr. Antonin Solc, Karlovy Vary
Einweihung: 4. Juli 2004
 
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