Schulbild der Klassen von Kettwa und Woslowitz im Jahre 1936 mit Oberlehrer Hus
Die Schule von Kettwa
Schon zu Ende des 18. Jahrhunderts, als der Volksschulunterricht in den österreichischen Erbstaaten allgemein eingeführt wurde und in den damals errichteten Kreisämtern eine Behörde erstand, welche die Einführung desselben energisch in die Hand nahm, stellte sich für das bis dahin nach Klösterle eingeschulte Kettwa die Notwendigkeit einer Filialschule heraus. Denn nicht nur die bedeutende Entfernung des Ortes von der Pfarrschule Klösterle machte den regelmäßigen Schulbesuch unmöglich, sondern die zeitweilige gänzliche Unterbrechung jeder Verbindung mit Klösterle zur Zeit des Hochwassers und Eisganges. Die nächste feste Brücke, die ein größerer Wasserandrang nicht gleich mit fortnahm, war die Holzbrücke in Kaaden. Deshalb geschah es öfter, daß unter obigen Verhältnissen Leute von Kettwa nach Klösterle über Kaaden gehen, Verstorbene in Roschwitz begraben und Neugeborene dort getauft werden mußten. Diese Verhältnisse bestanden bis zu der im Jahre 1879 erfolgten Erbauung der eisernen Straßenbrücke in Klösterle, zu der die Gemeinde Kettwa in den Jahren 1878 - 1883 einen Konkurenzbeitrag von 1200 Kronen leistete. Als daher unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia vom Abte in Sagan, Franz Felbiger, die allgemeine Schulordnung vom Jahre 1774 fertig gestellt und im Dezember desselben Jahres Gesetz geworden war, mußte für Kettwa eine eigene Schulstation (Unterlehrerexpositur der Pfarrschule zu Klösterle) errichtet werden.
Im Tagebuche des Dechanten Petran in Klösterle findet sich folgende Aufzeichnung: „Morgen (11.November 1799) fängt Hoßner aus Boxgrün in Kettwa an, Schule zu halten." Dieser Franz Hoßner, gebürtig aus Boxgrün Nr.41 und seine Frau Franziska Guba aus Pürstein, wohnhaft in Kettwa Nr. 12, ließen am 16.Feber 1800 eine Tochter Maria Anna Juliana taufen. Am 17.September 1808 wird Josef Lenk, der vorher „Privatlehrer" in Kettwa war, als Provisor für die Wotscher Trivialschule angestellt. Am 6.Oktober 1807 wurden der Gemeinde Kettwa zur Bezahlung des Schullehrers 100 fl. aus den herrschaftlichen Renten angewiesen, bis derselbe seinen regelmäßigen Gehalt erhielt. Am 7.November 1807 diktierte Dechant Petran das Gesuch um Errichtung einer Schule in Kettwa und am 2.Juli
1808 ging zu diesem Zwecke Ritter von Weingarten nach Kettwa. Am 21. September 1808 bagab sich Gamisch hierher, um mit den Bauern Übereinkunft wegen Schulhaltens zu treffen. Dechant Anton Tschochner zeichnete im Klösterler Pfarrgedenkbuche beim Jahre 1858 ein: „Sicher gegen 80 Jahre besteht in Kettwa ein eigener Lehrer und der Unterricht wurde lange per turnum in den Bauernhäusern (und zwar alle 14 Tage in einem anderen) und endlich seit 20 Jahren in einer gemieteten Wohnung erteilt".( Nr.45 und Nr. 21.) Demnach nahm ein geregelter Schulunterricht im Jahre 1778 den Anfang.
Die Kettwaer Schulchronik nennt folgende Lehrer: Matthäus Gamisch, Wenzel Höhnl, Josef Kirschner, Johann Günther, Josef Lenk, Josef Gamisch, Josef Blumer, Franz Schubert, Langhof, Franz Reinl, Blasius Schmidt, Vinzenz Grab, Anton Glatz, Josef Tippmann, Simon Hora, und Laurenz Zettlitzer. Die Gemeinde Kettwa hatte dem Lehrer ein Strich Feld zugewiesen, das sich unter dem Heckelberge nächst der Eger befand. Nach Berechnung der k. k. kreisämtlichen Kommiswsion wurde der Durchschnitt im Körnerertrage pr. Strich zu 6 fl. W.W. angenommen. Nach dem Lehrer Schmidt hat jedoch kein Lehrer mehr das Feld benutzt, sondern er bekam dafür von den 12 Bauern die Kost und je ½ Strich Korn. Auch die Lehrerwohnung war in Bauernhäusern. So wohnten Josef Blumer bei Josef Nagl Nr.20, Franz Reinl bei Josef Kilian Nr.4, Blasius Schmidt bei Wenzel Kilian Nr. 15, Vinzenz Grab bei Josef Ott Nr. 9, Josef Tippmann und Anton Glatz bei Wenzel Rollinger Nr. 22 und Simon Hora (vom 1.April 1855 bis 31.Juli 1858) und Laurenz Zettlitzer (vom 1.August 1858 ) bei Josef Ott Nr. 9. Im Jahre 1858 erbaute die Gemeinde Kettwa ein eigenes ebenerdiges Schulgebäude (Nr.47), bestehend aus einem Lehrzimmer und einem anstoßenden Nebenzimmer, das mit dem Schulzimmer einen gemeinschaftlichen Ofen hatte. Rechts neben dem Hausflur befand sich noch ein kleines, quadratisches Zimmer und eine Kohlenkammer. Auf dem Boden war eine mit Brettern verschalte Kammer. Am 3.Oktober 1858, nachmittags 2 Uhr, wurde das neue Schulhaus vom Bezirksvikär Dechanten Pater Anton Tschochner aus Klösterle feierlich eingeweiht. Die Feier begann in der Dorfkapelle mit einem Veni sancte spiritus.
Nach der Weihe und den Gebeten folgten die Anrede an das Volk, an die Schuljugend und den Lehrer, und zum Schlusse erklang das „Großer Gott, wir loben Dich !" Am 13. November 1858 begann der Unterricht in der neuen Schule durch den Lehrer Laurenz Zettlitzer, der nun von Nr. 21 seinen Einzug hielt und sich selbst verköstigte.
Nach der Fassion vom 29.Oktober 1859 hatte die unter dem Patronate der Gemeinde Kettwa stehende exponierte Unterlehrerstation 32 Kinder (14 Knaben und 18 Mädchen). Der Unterricht wurde ganztägig, im Winter und im Sommer, Vor- und Nachmittag, wöchentlich in 20 Stunden erteilt. Die Einkünfte des Lehrers bestanden:
1. Von einem 1155 Quadratklafter großen Acker, laut Katastralvermessung vom Jahre 1842 eingeschätzt mit einem Reinertrag von 3 Strich oder 5¼ österr. Metzen á 1 fl. 44 kr.......... 7 fl. 56 kr.
2. Von fixen 5¼ österr.Metzen Korn á 1 fl. 44 kr. ................................... 7 fl. 56 kr.
3. Als Aushilfe aus dem allgemeinen Schulsonde laut hohen Erlasses
des k. k. Kreisamtes zu Saaz vom 12. Oktober 1849, Z.10.068... 18 fl. 22 kr.
4. Von der Gemeinde u.zw. von 8 befelderten Häusern laut aufge-
nommenen Protokolls beim k. k. Bezirksamte zu Kaaden am
18.September 1859, Nr. 6374, statt der Kornschüttung á 1 fl. 05 kr. .. 8 fl. 40 kr.
5. Von 24 unbefelderten Häuslern laut oben erwähnten Protokolls á 57 7/12 kr. 13 fl. 82 kr.
6. Von den 12 Bauern an sog. Quartalgeld jährlich .............................. 5 fl. 04 kr.
7. Von 12 Bauern an Zulage á 56 kr..................................................... 6 fl. 72 kr.
8. An Schulgeld oder Schulgroschen von 26 zahlenden Kindern
pr. Monat 4 fl. 90 kr., jährlich ................................................. _58 fl. 80 kr.
126 fl. 12 kr.
Das Schulbeheizungsholz bestand in 3 Klaftern Scheitholz und 45 Zentnern Kohlen und wurde von der Gemeinde bestritten.
Das Schulfeld war an Josef Lienert, Gastwirt in Kettwa, um 12 fl. verpachtet und außerdem bezog der Lehrer bei jeder Steuerzahlung vom Ortsrichter 2 fl. 82 kr.
Laut Dekret des hohen k. k. Staatsministeriums vom 5.Juli 1864, Z. 2438, wurde die Wiederholungsschule auf 2 Stunden erweitert und auf Sonntag verlegt. Diese Anordnung war besonders ersprießlich, weil der größte Teil der Wiederholungsschüler an den Wochentagen in der Tschirnitzer Spinnfabrik beschäftigt war. Da nun auch Sonntags das Lehrzimmer geheizt werden mußte, das Schulpatronat jedoch aufgehoben und die Unterhaltung der Schule der Gemeinde zugewiesen wurde, so verpflichtete sich am 13. November 1864 die Domäne Klösterle bei dem Umstande, als die Gemeinde ihren Verpflichtungen der Schule gegenüber wie früher nachkam, zur Beheizung der Wiederholungsschule 1 Klafter fünfviertelliges, weiches Scheitholz und 1 Schock Büschel alljährlich beizustellen gegen dem, daß die Zufuhr des Holzes seitens der Gemeinde besorgt wird.
Laurenz Zettlitzer, seit August in Kettwa angestellt, wurde Ende Dezember 1867 als Lehrer nach Radis befördert. Ihm folgte im Jänner 1868 Anton Schreiner, der am 2. November 1869 nach Kupferberg kam.
Unterdessen war am 14. Mai 1869 das Reichsvolksschulgesetz erlassen worden. Am 4. Mai 1870 leistete der neugewählte Ortsschulrat (Vorsitzender: Wenzel Rollinger) zu Klösterle die Angelobung in die Hände des Kaadner k. k. Bezirkshauptmannes Ludwig. Ebenso legte der exponierte Unterlehrer Wenzel Finger am 25. September 1870 zu Kaaden den nach dem neuen Schulgesetze vorgeschriebenen Amtseid ab. Er verließ jedoch im März 1871 diese mit 190 fl. benessene Stelle, um eine Lehrerstelle in Oberleutensdorf anzunehmen. Da sich kein geprüfter Lehrer um Kettwa bewarb, so unterrichtete zuweilen der in Klösterle stationierte Kaplan Pater Gustav Plötz. Erst als mit Erlaß des k. k. Landesschulrates vom 27. Jänner 1872, Z. 14.466, die exponierte Unterlehrerstelle aufgehoben und in eine selbständige Schule verwandelt wurde, deren Lehrerstelle am 5. Feber 1872 mit 300 fl. jährlichen Gehaltes ausgeschrieben wurde, meldete sich als Aushilfslehrer Johann Grund, der am 15. Juli 1872 die Stelle antrat. Im Sommer des Jahres 1874 brach in Kettwa eine starke Blatterepidemie aus, von der sowohl Kinder als auch Erwachsene ergriffen wurden und zum Teile auch erlagen. Der Schulunterricht wurde geschlossen und Lehrer Grund zeitweise nach Petersdorf berufen. Im Herbste d.J. trat Johann Grund den Posten in Kettwa wieder an, welchen er bis Mai 1876 bekleidete, wo er abermals, und zwar dauernd, nach Petersdorf versetzt wurde. Sein Nachfolger Hugo Bergner trat am 23.Mai 1876 in Kettwa an und kam mit Beginn des Schuljahres 1877/1878 nach Pleil. Der nach ihm angestellte Aushilfslehrer Franz Hoßner wirkte in Kettwa bis zum 31. Jänner 1878; er wurde nach Fünfhunden versetzt.
Am 1.Feber 1878 traf der Aushilfslehrer Adolf Liebscher ein. Er gab sich alle Mühe, die Schule zu heben. So legte er eine Schulchronik an und es gelang ihm auch, einen Turnplatz mit Geräten zu erwirken. Mit dem Ortsschulinspektor Wenzel Rollinger Nr.22 veranstaltete er am 22. März 1879 eine Sammlung in Woslowitz, welche, unterstützt von dem dortigen Ortsschul-ratsmitgliede und Ortsvorsteher Josef Schmidt so gut ausfiel, daß alles zu den Turngeräten nötige Holz aufgebracht wurde. Ferner ergab eine Geldsammlung in Kettwa am 19. April d.J. 14 fl. 50 kr., wovon nicht nur die Arbeitskosten für den Turnplatz gedeckt, sondern auch Kaiserbilder angeschafft und Bibliotheksbücher gebunden werden konnten.
In diese Zeit fällt auch die Einschulung der Ortschaft Woslowitz nach Kettwa. Zufolge eines Erlasses des k. k. Bezirksschulrates in Kaaden vom 26. Dezember 1876, Z. 2189, beschloß die Ortsvertretung in Woslowitz am 8. Feber 1877, für die Umschulung von Okenau nach Kettwa zu sein, und nach der am 17. März 1877 stattgefundenen Kommission hat der k. k. Landesschulrat mit dem Erlasse vom 6. Juli 1877, Z. 13.107, mit Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse die Umschulung der Ortschaft Woslowitz von Okenau und Einschulung nach Kettwa bewilligt und angeordnet, daß diese Umschulung schon mit 15. September 1877 stattzufinden hat. Infolgedessen traten am 16. September d.J. 15 Schüler aus Woslowitz in die Kettwaer Schule ein. Der neue Ortsschulrat Kettwa setzte sich nach dem Erlasse des k. k. Bezirksschulrates in Kaaden vom 2. Mai 1878 zusammen: 1. aus dem Gemeindevorsteher, 2. aus dem Vertreter der Kirche und Schule, 3. aus dem Vertreter der Birilstimme (Herrschaft Klösterle), 4. aus den drei gewählten Mitgliedern der Gemeinde (2 für Kettwa, 1 für Woslowitz) und 2 Ersatzmännern.
In demselben Jahre wurde auch zur Einführung des Handarbeitsunterrichtes für Mädchen geschritten. Mit Erlaß des k. k. Landesschulrates vom 4. Juli 1878, Z. 14.115, war dieselbe vom 1. Jänner 1879 an in 4 wöchentlichen Stunden gegen 64 fl. Jahresremuneration bewilligt worden, aber erst mit 1. Jänner 1880 zur Einführung gelangt. Die erste Industriallehrerin war Fräulein Ludowika Schrutek von der Schule in Klösterle, welche einmal in der Woche in 4 Stunden den Unterricht bis Ende September 1880 versah; mit 1. Oktober d.J. wurde Fräulein Johanna Köhler für die Schulen Merzdorf, Kettwa und Okenau angestellt.
In die Amtstätigkeit des Lehrers Liebscher fällt auch die Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten am 24. April 1879. Früh 7 Uhr versammelte sich die Schuljugend im Lehrzimmer, begab sich dann unter der Führung des Lehrers zur Dorfkapelle, wo unter Absingen der Volkshymne zwei Kaiserbäumchen (Linden) gesetzt wurden. Hierauf ging es zur Kirche nach Klösterle. Nach Beendigung des Gottesdienstes, dem auch die Gemeindevertretung von Kettwa beiwohnte, zog die Schuljugend von Klösterle, Kettwa und Bettlern unter Leitung ihrer Lehrer zur neuen Egerbrücke, wohin sich sämtliche Vereine und Körperschaften von Klösterle begaben. Gleich darauf fand die Einweihung der Brücke durch den Pfarrer Edmund Tucha aus Klösterle, assistiert vom Kaplan Wilhelm Pabst aus Klösterle und vom Kaplan Josef Löbl aus Okenau, statt. Nach dieser Feierlichkeit trat die Kettwaer Schuljugend den Heimweg an. Um 2 Uhr nachmittags versammelte sie sich abermals sowie der Ortsschulrat, die Gemeindevertretung und viele Gäste im Schulzimmer. Lehrer Adolf Liebscher begrüßte die Versammelten und hob in seiner Rede die Feier des Festes, die Wohltaten, die Sr. Majestät zu danken sind, hervor. Nach einem dreimaligen Hoch auf das kaiserliche Paar folgte das Kaiserlied. Hierauf trugen die Kinder mehrere patriotische Lieder und Gedichte vor. Zur Erinnerung an diesen Tag erhielt die Schuljugend die Festbroschüre: „Franz Josef I.", angekauft von der Gemeinde. Gleichzeitig wurde das Lehrzimmer mit den Bildnissen Ihrer Majestäten geschmückt und der neuerrichtete Turnplatz eröffnet.
Auf sein Ansuchen ward Adolf Liebscher, der noch im Sommer 1879 auf dem hinter dem Schulhause gelegenen, dem Wenzel Kilian Nr.15 gehörigen Gartenplatze ein Schulfest abhielt, am 1. September 1879 vom Schuldienste enthoben und an seine Stelle trat am 18. Oktober 1879 Josef Dienelt. Am 10. April 1880 begab sich derselbe zur Lehrbefähigungs-prüfung nach Leitmeritz und wurde auf Grund des erworbenen Zeugnisses zum definitiven Lehrer in Gebirgsneudorf ernannt. Noch am 1. August d.J. hat er mit den Kindern einen Ausflug nach Merzdorf unternommen.
Am 1. September 1880 wurde Anton Jenisch, früher in Jurau, zuletzt in Aich, als prov. Lehrer angestellt.
Da zu Anfang des Schuljahres 1880/81 die Schülerzahl 67 betrug, das Lehrzimmer jedoch nur 78 Kubikmeter Luftraum hatte, so traf der k. k. Bezirksschulrat mit Erlaß vom 15. August 1880, Z. 1899, Anstalten zur Erweiterung der Schule in Kettwa. Der Ortsschulrat beschloß, auf das Schulhaus ein Stockwerk aufzusetzen und die Aborte anzubauen. Im Mai 1881 wurde das Schulhaus geräumt, das Schulzimmer im 1. Stock des Hauses Nr.11 und die Lehrerwohnung im Hause Nr.10 untergebracht, das Dach der Schule abgetragen und die Bauarbeit begonnen. Der Zubau war mit 3001 fl. 02 kr. voranschlagt, stellte sich jedoch niedriger, da der Landesausschuß eine Subvention von 800 fl. gewährte und die Ortsbewohner die Zufuhren und Handlangerarbeiten in natura leisteten. Mit Ende September 1881 war der Bau beendet und am 2. Oktober 1881 fand die kirchliche Einweihung durch Pfarrer Franz Tucha aus Klösterle statt, an der sich auch der k. k. Bezirkskommissär Luksch, der k. k. Bezirksschulinspektor Ignaz Schneider, der Domänendirektor Pessl, der Baumeister Funk und viele Gäste beteiligten. Am 3. Oktober 1881 wurde der Unterricht begonnen.
Unterdessen hatte Anton Jenisch die Lehrbefähigungsprüfung abgelegt und ward mit Dekret des k. k. Landesschulrates vom 18. Juli 1881, Z. 16.998, zum def. Lehrer und Schulleiter für Kettwa mit 400 fl. Gehalt, 50 fl. Funktionszulage und freier Wohnung ernannt. Er hatte schon am 10. Mai 1881, am Vermählungstage des Kronprinzen Rudolf mit der Prinzessin Stephanie von Belgien, nach dem feierlichen Hochamte in Klösterle und nach der Verteilung der Festschriften „Erzherzog Rudolf" und „Unser Kronprinz" einen Ausflug auf die Ruine Pragerhaus unternommen und im Jahre 1883 wurde auf sein Betreiben der hinter dem Schulhause befindliche, dem Wenzel Kilian Nr. 15 gehörige Grund (Parz. Nr. 31/5) im Ausmaße von 89 Quadratklaftern um den Preis von 1 fl. per Quadratklafter und Vergütung eines jeden darauf befindlichen Obstbaumes mit 4 fl. angekauft. Der Kaufpreis mit den Kosten der Einzäunung betrug nicht ganz 200 fl.
Bei der Schulinspektion im Mai 1884 wurde sichergestellt, daß die Zahl der Schul-kinder in der verflossenen dreijährigen Periode über 80 betrug. Der Ortsschulrat suchte deshalb bei dem Umstande, als das im 1. Stockwerke sich befindliche freie Zimmer für das zweite Lehrzimmer genüge, um Errichtung einer zweiten Schulklasse an und am 29. Mai 1884, Z. 13.725, langte auch die landesschulrätliche Bewilligung zur Eröffnung derselben ein.
Am 1. März 1885 begann der Unterricht in der 2. Klasse; der Schulleiter wurde zum Oberlehrer befördert und für die zweite Lehrerstelle ward Theodor Frank, bisher prov. Lehrer in Mariasorg, mit 350 fl. Gehalt angestellt. Da sich die Handarbeitslehrerin Johanna Köhler verehelichte, so trat an ihre Stelle am 16. September 1890 die Schulleiterswitwe Frau Pauline Päckert. Unter Oberlehrer Anton Jenisch wurde am 18. Juli 1886 im Gasthausgarten des Wenzel Rollinger ein Schulfest abgehalten; fiel am 2. Dezember 1888 das 40jährige Regierungsjubiläum Sr.Majestät, das feierlichst begangen wurde, und fand am 22. Juli 1894 ein zweites Schulfest auf dem beim Gasthause Nr.11 in Kettwa hergerichteten Festplatze statt. Über sein Ansuchen erlangte er mit Dekret des k. k. Landesschulrates vom 26. Juni 1894, Z. 17.040, die Oberlehrerstelle an der zweiklassigen Volksschule in Olleschau, welche er am 1. September 1894 antrat. Er hat somit volle 14 Jahre in Kettwa ersprießlich gewirkt und wußte außerdem sehr gewandt die Feder wie den Griffel zu führen, wie mehrere von ihm in verschiedenen Zeitschriften erschienene Aufsätze und Zeichnungen bezeugen.
Die prov. Schulleitung in Kettwa übernahm am 1. September 1894 Franz Baumgartner und am 30. März 1895 wurde der gegenwärtige Oberlehrer Johann Klingöhrl, früher Schulleiter in Boxgrün, definitiv in Kettwa angestellt. Als zweite Lehrer wirkten in Kettwa: Theodor Frank (1. März 1885 bis 31. August 1885), Anton Wach (1. September 1885 bis 30. September 1886), Georg Werner (13. November 1886 bis 31. März 1887), Franz Baumgartner (1. September 1888 bis 31. August 1890), Alois Kinzl (1.September 1890 bis 31. August 1891), Adolf Löscher (1. September 1891 bis 28. Feber 1894), Franz Baumgartner (1. September 1894 bis 31. März 1895), Isidor Felber (1. Dezember 1896 bis 30. September 1897), Adolf Huß (1. Oktober 1897 bis 31. Jänner 1898), Paul Motyka (1. Feber 1898 bis 30. April 1905), Robert Fritsch (1. Juli 1905 bis 30. September 1905), Josef Hüttner (1. Oktober 1905 bis jetzt).
Unter Oberlehrer Johann Klingöhrl wurde im Jahre 1896 im Schulgarten ein Brunnen von 7,2 m Tiefe mit einer Pumpe hergestellt, erhielten in den Ferien 1908 die Klassen neue Öfen und der Dachboden ein heizbares Zimmer, wurde am 11. Juli 1908 ein Schülerausflug nach Leskau und Roschwitz unternommen, kamen im April 1909 auf das Schulgebäude zwei Blitzableiter, besuchten am 12. Juli 1913 die Schüler die Komotauer Landesschau, und gelangten die Zinsen der Wenzel Mlady´schen Schulstiftung zum ersten Male zur Verteilung. In der Kettwaer Schulchronik steht auf Seite 149:
Schulstiftung
Z. 1825 B.S.R.
An das geehrte gräfl. Thun´sche Patronatsamt in Klösterle.
Laut des sub I beigeschlossenen vidimierten Testamentsauszuges hat der verst. pens. Oberamtmann der Graf Thun´schen Herrschaft Klösterle zur Errichtung von Schulstiftungen für die Herrschaft Klösterler Schulen, dann für die Schulen Fünfhunden und Münitz 1 Stück Silberrente pr. 50 fl. und 4 Stück Teilschuldverschreibungen á 10 fl. = 40 fl. vermacht.
Bezüglich der für die Schulen des Klösterler Herrschaftsterritoriums, nämlich Klösterle, Weigensdorf, Pürstein, Okenau, Kettwa, Merzdorf, Tunkau, Bettlern, Niklasdorf, Boxgrün, Wotsch, Haadorf, Roschwitz und Redenitz bestimmten Stiftung haben sich die Vertreter dieser Schulen unterm 18. April 1880 dahin geeinigt, daß das gräfl. Thun´sche Patronatsamt in Klösterle mit der Aufbewahrung der für den, auf die Schulen entfallenden Stiftungsbetrag, einzukaufenden, auf die Schulen des Klösterler Herrschaftsterritoriums zu vinkulierenden Staatsobligationen betraut werde und die Zinsen, welche auf diese Schulen von dem Stiftungs-kapitale entfallen, alljährlich nur einer der oben genannten Schulen zugewendet werden. Die Reihenfolge der Schulen soll durch das Los bestimmt werden. Einmal beteilte Schulen bleiben selbstverständlich von der Losung ausgeschlossen, bis alle oben genannten Schulen einmal die Zinsen von diesem Stiftungskapitale bezogen haben.
Der k. k. Bezirksschulrat hat in seiner am 22. April 1880 abgehaltenen Sitzung diese Art der Stiftungsverteilung und Verwendung der jährlichen Interessen mit dem Beisatze genehmigt, daß die Vornahme der jährlichen Auslosung behufs Bestimmung der Reihenfolge der zu beteilenden Schulen, welche ursprünglich dem k. k. Bezirksschulrate zugedacht war, dem Patronatsamte in Klösterle zu überlassen ist.
Der Stand des Stiftungsvermögens beziffert sich gegenwärtig nach durchgeführtem Verkaufe der Wertpapiere und Hinzurechnung der seit der Widmung angewachsenen Zinsen mit 162 fl. 74 kr. Dieser Betrag wird nun infolge Genehmigung der hohen k. k. Statthalterei vom 25. November 1881, Z. 64.391, behufs endlicher Realisierung und Verwaltung dieser Stiftung an die einzelnen Stiftungsperzipienten, nämlich das Patronatsamt nomine der mehrmals genannten 14 Schulen des Herrschafts Klösterle Territoriums, dann die Ortsschul-fonde, resp. die Schulen Fünfhunden und Münitz nach dem Verhältnisse 50, 20 und 20 nachstehend verteilt: die 14 Schulen des Klösterler Herrschaftsterritoriums 90 fl. 41 kr., die Schule Fünfhunden 36 fl. 16½ kr. und die Schule Münitz 36 fl. 16½ kr., und wird dieser für die oft genannten Schulen entfallende Betrag unter einem dem geehrten Patronatsamte sub I. gegen gefällige Rücksendung beigeschlossener Quittung III nach vorheriger Fertigung und Beidrückung des Amtssiegels mit dem Ersuchen übersendet, diesen Betrag zum Ankaufe von Staatsobligationen zu verwenden und über diese Stiftung der im Eingange erwähnten Bestimmungen und aufgrund des mitfolgenden Testamentsauszuges den Stiftungsbrief nach der im Amtsblatte der k. k. Bezirkshauptmannschaft Kaaden vom Jahre 1881, P.Nr. 30, enthaltenen Belehrung in drei Parien zu verfassen und binnen vier Wochen hieramts behufs weiterer Vorlage an die hohe k. k. Statthalterei gefälligst einzubringen.
K. k. Bezirksschulrat Kaaden, am 18. August 1882.
Der Vorsitzende: Blaschek.
Z. 1825 B.S.R. Wird dem Ortsschulrate in Kettwa zur Wissenschaft und Darnachachtung übersendet.
K. k. Bezirksschulrat Kaaden, am 18. August 1882.
Der Vorsitzende: Blaschek.
Löblicher Ortsschulrat!
Am heutigen Tage erhielt das gefertigte Patronatsamt mit Zuschrift des k. k. Bezirksschulrates Kaaden vom 18. August 1882, Z. 1825, den Betrag von 90 fl. 41 kr. öst. W. als den von dem ehemaligen Oberamtmanne der Herrschaft Klösterle zuhanden der 14 Schulen des Herrschaft Klösterler Territoriums legierten Betrag zur weiteren Veranlassung und Effektuierung der diesbezüglichen Stiftung.
Das Patronatsamt hat sofort eine Staatsobligation von 100 fl. Silberrente angekauft und deren Vinkulierung zuhanden der 14 Schulen des Klösterler Herrschaftsterritoriums veranlaßt, daher die erste Verlosung der Zinsen im künftigen Jahre stattfinden kann und der löbliche Ortsschulrat hievon in Kenntnis gesetzt werden wird. Der nach Ankauf der Staatsobligation verbleibende Betrag wird zur Bestreitung der Stempel und Kosten des Stiftsbriefes verwendet und der Überrest in die Kaadner Sparkasse eingelegt werden, um mit der Zeit vielleicht noch eine Obligation von 50 fl. ankaufen zu können.
Patronatsamt Klösterle, am 4. September 1882.
Pessl.
Löblicher Ortsschulrat!
Bekanntlich hat der verstorbene Oberamtmann Wenzel Mlady eine Stiftung von 50 fl. errichtet mit dem, daß die alljährlichen Zinsen den auf dem ehemaligen Klösterler Herrschafts-territoriums befindlichen Schulen zum Zwecke der Verwendung für arme Schulkinder, zum Ankauf von Schreibmaterialien in der Weise zugehen sollen, daß alljährlich eine Verlosung stattfindet und jene Schule, deren Los gezogen wird, den jährlichen Zinsenbetrag erhält; jene Schulen, welche bereits den Zinsenbetrag erhalten haben, sind von jeder weiteren Losung ausgeschlossen, bis sämtliche Ortschulen beteiligt worden sind. Der jährliche Zinsenbetrag ist zu gering und hat deshalb das gefertigte Patronatsamt die alljährliche Losung nicht vorgenommen, sondern die Zinsen anwachsen lassen, welche doch wieder auch Zinsen getragen haben und so ist das Stiftungskapital auf 100 fl. angewachsen und erliegt nun ein Betrag von 191 Kronen Zinsen zur Verteilung, wovon auf jede der 14 Schulen des ehemaligen Herrschaftsterritoriums 13 Kronen entfallen, wobei der Überrest von 9 Kronen wieder fruchtbringend angelegt wird. Nachdem auf jede einzelne Schule nur der Betrag von 8 Kronen bei der Verlosung entfallen wäre, und nun auch sämtliche Schulen bereits das Los getroffen hätte, werden die geehrten Ortsschulräte gewiß einverstanden sein, daß durch Zinsenzuwachs der ursprüngliche Stiftungsbetrag von 50 fl. auf 100 fl. angewachsen und die Zinsen durch Zinsen auch erhöht worden sind, so daß nun jede Schule einen Betrag von 13 Kronen statt 8 Kronen erhält, welcher Betrag hiemit dem löbl. Ortsschulrate übersendet wird und der Empfang zuschriftlich bestätigt werden wolle.
Patronatsamt Klösterle, am 15. August 1903. Pessl.
Ferner hat noch Kettwa Anteil an einer Pater Petran´schen Stiftung für arme Schulkinder des Pfarrsprengels Klösterle.