Gässing
(Jesen)
1584 - 1953
von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger
Das Dorf Gässing lag im südlichsten Zipfel des ehemaligen Kaadener Bezirks auf einer Seehöhe von 735 m. Es war ungefähr 7 km südöstlich von Duppau entfernt. Das Katastralgebiet des Dorfes nahm eine Fläche von 807 ha ein. Trotz der Hochlage des Dorfes waren die Felderträge günstig, es wurden hier erfolgreich vor allem Kartoffeln, Rüben, Getreide und Gemüse angebaut. Östlich vom ehemaligen Dorfe floss aus dem 4 ha großen Teich der größte Wasserlauf des Duppauer Gebietes Aubach. Die Teichfläche ist heute bedeutend kleiner und der Aubach entspringt im Sumpfland. Im Dorf gab es nur einen Gemeindebrunnen und daneben stand ein Viehtränketrog. Eine Wasserleitung hatte das Dorf nicht, trotzdem eine solche nach Urban von Urnastadt im Jahre 1883 verlegt werden sollte und nach Kaaden führen sollte. Daraus ergibt sich, dass die Wasserversorgung des Dorfes immer viele Probleme hatte.
Im Winter gab es hier so viel Schnee, dass die Kinder nicht in die Schule nach Lochmühle gehen konnten. Der Briefträger hatte auch Schwierigkeiten, seine 20 km lange Tagtour von Duppau, über Dürmaul, Turtsch, Dreihäuseln, Meckl nach Gässing und zurück über Rednitz nach Duppau zu bewältigen.
Die Benennung von Gässing ist aus dem Mittelalter. Die erste Nachricht über das Vorhandensein von Gässing wurde im Grundbuch des Dorfes Jurau vom Jahre 1584 angeführt. Im Jahre 1654 gehörte das Dorf zur Herrschaft Groschau. Es lebten hier 3 Bauern, 1 Häusler und ein Gemeindeuntertan. In der Steuerrolle wurde erwähnt, dass sich die Häuser im guten Zustand befanden, aber dass die Roggenfelder nur dürftige Erträge brachten. Dank vieler ergiebiger Wiesen bildeten den wichtigsten Lebensunterhalt der Einwohner die Viehzucht, aber auch der Kornanbau und die Spinnerei.
Kurz danach wurde Gässing ein Teil der Herrschaft Schönhof, die der Graf Hermann Czernin von Chudenitz besaß. Gässing blieb ein Teil dieser Czerniner Herrschaft bis zum Jahre 1850, als es selbständige Gemeinde im Kreis wurde. Im Jahre 1787 gab es hier 16 Häuser, im Jahre 1846 lebten in 23 Häusern schon 167 Einwohner. Gässing wurde zur Lochmühle einerleibt. Im vorigen Jahrhundert gab es hier nur 1 Wirtshaus, im 20. Jh. waren hier schon zwei. Zu einem gehörte auch eine Tabaktrafik, zum zweiten eine Fleischerei. Es gab hier auch ein Lebensmittelgeschäft, eine Schneiderei, einen Schuster, einen Tischler und einen Wagner. Seit dem Jahre 1868 wurde Gässing schon im Kreis Kaaden erwähnt.
Einige Einwohner erzeugten in Heimarbeit Rechen, Besen, Spazierstöcke und manchmal auch Gewehrschäfte. Das Dorf hatte weder Wasser- noch Stromversorgung. Die nächste Eisenbahnstation war in Duppau. Ziemlich viele Leute pflegten hier Musik und die Gässinger Musikanten waren weit und breit bekannt.
Das Hegerhaus stand am Fuße des Filischberges, ungefähr 2 km östlich von Gässing. Im Jahre 1850 wurde Gässing selbständige Gemeinde, aber vom Jahre 1868 bis 1880 war es in die Gemeinde Meckl eingegliedert; seit dem Jahre 1880 war es wieder selbständig.
Die deutschen Einwohner von Gässing wurden in den Jahren 1945/ 46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
Zur Aussiedlung neu angesiedelten Bewohner von Gässing kam es in der 2. Etappe, d. h. zum 31.8. 1953.