Seelau
(Zelina)
von Marzela Gunazerova
Die Geschichte des Ortes ist eng verbunden mit der Kirche des Hl. Laurentius. Diese befindet sich einsam etwa ein Kilometer vom Ort entfernt. Bei der Kirche befinden sich noch der Friedhof und die Gebäude der ehemaligen Pfarrei und der Schule. Der älteste Teil der Gebäude ist eine romanische Apside aus Quadersteinen. Das Alter wird auf über 700 Jahre geschätzt.
Der erste schriftliche Nachweis der Kirche stammt aus dem Jahr 1352. Zur damaligen Zeit soll sich in der Gegend auch ein Kloster des Ordens der Magdalenen befunden haben. Bis heute konnte archäologisch der Ort jedoch nicht nachgewiesen werden. Auch die schriftlichen Nachweise sollen nicht allzu glaubhaft sein. Seine Existenz beruht eher auf Vermutungen, genauso wie die Existenz eines weiteren Klosters, das während der Hussitenkriege untergegangen seins soll.
1484 wurde die Kirche renoviert. Vom ursprünglichen Bau blieben zwei spätgotische Plastiken erhalten. Die des Gekreuzigten und Trauernde Jungfrau Maria aus den Jahren 1516 bis 1520. Beide Werke des unbekannten Künstlers befinden sich heute in der Prager Nationalgalerie. Ebenfalls erhaltene Altare können heute im Bezirksmuseum in Komotau besichtigt werden.
Die Ländereien, zu denen auch das Dorf, damals als Nyder Zela bezeichnet, gehörten in den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts der Familie Rurentwarck. Diese veräußerten sie 1479 an Gabriel Leymer. Ende des 15. Jahrhunderts erwarb Bürger Balthasar von Gässing das Dorf und verkaufte es 1509 für 137 Groschen an Wolfgang Nürmperger, einem Bürger aus Kaaden, der ursprünglich vermutlich aus Nürnberg stammte.
Mitte des 16. Jahrhunderts leitete Protestanten die Geschicke der Kirche. Von 1569 bis 1574 wird als Pfarrer Christian Reckl aus Innsbruck genannt, der 1569 die Hedwig die Tochter der Nürnberger Herren Georg Thun von Thunberg heiratete. 1584 hieß der Pfarrer Blasius, in den Jahren 1594 bis 1613 Abraham Herman. 1614 ist in den Büchern als Schulmeister Philip Palmas vermerkt.
Nach der Schlacht am Weißen Berg übernahm wieder die katholische Kirche die Leitung des Gotteshauses. Das Patronat erhielt die Herrschaft Wintersgrün, das bis 1664 der Familie der Grafen Los von Losimthal gehörte. Deren Wappen befindet sich am Eingang der Kirche und wurde vermutlich anlässlich des barocken Umbaus angebracht.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gehörten zur Pfarrei die Gemeinden Horenice, Neudörfel, Rachel, Krásný Dvorecek, Gösen, Atschau, Pokatitz, Sosau, Dörnthal und Meseritsch. Nach der Kirchenreformation durch den Kaiser Rudolf II. verkleinerte sich der Pfarrbezirk. Vor dem 2, Weltkrieg gehörten ihm nur noch Pokatitz, Gratz, Rachel und Krásný Dvorecek an.
Die Steuerrolle führt 1655 das Dorf nicht auf. Man geht daher davon aus, dass die Siedlung während des 30-jährigen Krieges unterging. Auch 1756 wird keine Siedlung genannt, lediglich ein Hof und die Herrschaft Milsau. Erst 1781 als ein Grundbuch für Zela in Kaaden angelegt wurde, werden Grundstückteilungen an Bauern aus umliegenden Gemeinden aufgeführt. 1787 befanden sich auf dem Gebiet bereits 11 Häuser. Bis zu Beginn des 20. Jahrhundert blieb die Anzahl der Gebäude gleich, nur die Bevölkerung wuchs heran. Waren es 1843 noch 21, veränderte sich die Zahl bis 1900 auf 60. Ende der 40er Jahre des 20. Jh. Sank die Einwohnerzahl um ein Drittel und fiel weiter. 1950 waren es nur noch 43 Einwohner in zehn Häusern, 1970 dann 36 Einwohner in elf Häusern und schließlich 26 Einwohner 1991, die weiterhin elf Häuser bewohnten.
1850 gehörte die Siedlung zunächst zu Kaaden, nach 1880 wurde sie zum Ortsteil von Rachel.
Nachdem immer mehr Einwohner den Ort verließen, verfiel auch der örtliche Friedhof, vor allem Grabsteine der ehemaligen deutschen Einwohner, deren Angehörige nach dem Krieg vertrieben wurden.
1960 brannte die Kirche aus und vier Jahre später stimmte man einem teilweisen Abriss zu, der jedoch nicht vollzogen wurde. Die Kirche wurde inzwischen wieder renoviert und gehört heute zu einem der schönsten Ecken im Gebiet von Kaaden.