Totzau - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)

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Tö-Tu
Totzau

1369 - 1953
(Tocov)
von Zdena Binterova,
Übersetzung Gerhard Stübiger


Totzau hat 6,5 km nordwestlich von Duppau, in einer Talmulde gelegen, auf einer Seehöhe von 590 m. Inmitten des Dorfes ist der Petersdorfer Bach, früher Totzauer Bach, durchgeflossen. Dieser entspringt am östlichen Rande des ehemaligen Totzau. Die Bauernhöfe haben sich weit entlang beider Seiten der Straße, die nach Saar führt, gezogen. Angeblich war es das am schönsten gelegene Dorf in der Duppauer Gegend. Es ist aber unklar, seit wann das Dorf existierte. Für die erste Erwähnung über „Toczan" wird das Jahr 1369 angegeben. Nach Frind stand aber die Kirche in Totzau schon im Jahre 1261 und im Jahre 1384 wird hier schon die Pfarrei nachgewiesen. Auch die zweite Angabe stellt das Jahr 1369 in Zweifel, denn nach Stocklöw besaß hier das Gut schon im Jahre 1234 das Frauenkloster in Doxan. Auf jedem Fall gehörte Totzau zu den ältesten Dörfern der Duppauer Gegend. Seine Benennung ist slawischen Ursprungs und bedeutete den Totzauer Hof. Im Jahre 1930 hat der Kataster von Totzau 1022 ha gemessen.
Im Jahre 1545 ist Totzau gemeinsam mit Petersdorf bei der Herrschaft Hauenstein, die den Schlicks gehörte, angeführt. Ein Jahr später erscheint Totzau schon im Kaufvertrag des Grafen von Leisnek und seiner Tochter Brigitte und im Jahre 1563 im Eigentumsverzeichnis der Herrschaft Duppau: „...mit Dorfen Kottersdorff, Toczau..."
An der Stelle der ursprünglichen Kirche wurde im Jahre 1571 eine Renaissancekirche der Heimsuchung der Heiligen Jungfrau aufgebaut, die im Jahre 1833 verlängert wurde.
Gemeinsam mit der Herrschaft Duppau hat Totzau sein Schicksal bis zum Jahre 1850 getragen, wann es zu einer selbständigen Gemeinde wurde. Die Steuerrolle führt im Jahre 1654 in „Tocov" 15 Bauern an, von denen einer eine Mühle mit einem Rad besitzt, die aber öde ist, 1 Bauer hat einen Ausschank und noch ein weiterer Bauernhof ist verlassen. Weiter lebten hier damals 16 Häusler, von denen 5 gleichzeitig Handwerker waren - Fleischer, Schmied, 2 Weber, 1 Bergmann und 1 Häusler auch Mühlenbesitzer war. Es war also ein reiches Dorf, was auch die Schlussbewertung in der Steuerrolle bestätigt: „Dieses Dorf ist von Gebäuden gut, Kornfelder liegen in der Nähe, Wiesen werden benötigt... vom Vieh wird es ernährt, Bretter und Schindel werden gemacht und zum Verkauf gefahren, am Rückweg wird wieder Getreide hergefahren und verkauft.".
Der Reichtum Totzaus bestätigte auch die Taxation der Herrschaft im Jahre 1705, in welcher Totzau als reichstes Dorf der Herrschaft bezeichnet wurde.
Die ursprünglich katholische Kirche hatte zur Refomationszeit protestantische Prediger. Danach wurde die Kirche wieder katholisch, anfangs aber nur filialweise zu Duppau gehörig. Erst Sommer führt in Totzau wieder einen Pfarrsprengel, eine Schule unter dem Patronat der Obrigkeit, ein herrschaftliches Wirtshaus und 2 Mühlen an.Zu Totzau gehörten von jeher auch die Einzelhöfe Dreihäuser (2 km in ostsüdöstlicher Richtung von der Gemeinde an der Straße Saar-Totzau), die Teufelsmühle (2,4 km nördlich am Kronenbach, in den 30er Jahren schon unbewohnt) und Kottershof (südöstlich von Totzau). Im Mittelalter stand hier wahrscheinlich ein Dorf, das im Jahre 1546 bei der Herrschaft Duppau als Chottersdorf angegeben ist. Dieses Dorf ist am Anfang des 17. Jahrhunderts erloschen und an seiner Stelle wurden später der Hof Kottershof und einige verstreute Häuser erbaut. Der Hof war ein Teil von Totzau und das kleine Dorf, das im Jahre 1930 19 Einwohner hatte, ein Teil von Tunkau. Die dortigen Kinder besuchten die Schule in Totzau, wenn auch nach Tunkau eine schmale, aber steile Straße führte.
Zwischen Totzau und dem Einzelhof Dreihäuser stand die Kapelle der Allerheiligsten Dreieinigkeit aus dem 19. Jahrhundert, zu der alljährlich am Feiertag der Allerheiligsten Dreieinigkeit eine Prozession von der Kirche in Totzau führte. Aus Dreihäuser führte der Weg weiter zur Kudlichwarte - mehr darüber bei Hermersdorf.
Nach J. Hossner war etwa 5 Minuten von der Gemeinde entfernt, in Richtung zu Petersdorf, eine Sauerbrunnenquelle (bei dem Sägewerk des Albín Glaser), die in den Bach floss.
Nach dem Adressbuch aus dem Jahre 1914 war in Totzau ein Pfarrei, eine Post, eine zweiklassige Schule, eine Sparkasse für Totzau und Umgebung, 11 größere Höfe, 2 Mühlen mit Brettsägen, 2 Trafiken, 5 Wirtshäuser und es arbeiteten hier 6 Maurer, 1 Dachdecker, 3 Zimmerleute und weitere Handwerker, die für die Gewährleistung des Lebens in der Gemeinde nötig waren. Im Dorf waren auch 2 Hebammen. Nach dem Adressbuch aus dem Jahre 1924 gab es hier nur noch 1 Hebamme und im Dorf waren insgesamt 58 Landwirte.
Im Jahre 1936 hat hier 1 Tscheche gelebt und zur Aussiedlung von Totzau kam es in Zusammenhang mit der Gründung des Truppenübungsplatzes gleich in der 1. Etappe, d. h. zum 15. 6. 1953, nachdem schon ab 1945 die deutsche Bevölkerung vertrieben wurde. In Totzau wurden an der deutschen Bevölkerung schreckliche Verbrechen verübt. Lesen Sie dazu die untenstehende Datei.


Gerichtsbezirk Duppau

1021 ha, 35 a, 108 Häuser, 563 Einwohner, alle deutsch.
Pfarre und Postamt im Ort, deutsche öffentliche 2-klassige Schule mit einer Parallelklasse. Totzau lag etwa 6,5 km von Duppau entfernt am Fuß des Hengberges (835 m) in 589 m Seehöhe (auf Basalt von Grünstein durchbrochen), in einer Talmulde des Duppauer Mittelgebirges. Der Bach floss mitten durch den Ort. Es gab Obstbau, bedeutenden Getreideanbau und vorzüglichen Hafer.
Der Ort wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern gegründet. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1369, aber einige Forscher behaupten, dass Totzau älter ist. Von diesem Dorf sagt man, dass es zu den schönsten und reichsten im Duppauer Gebirge gehörte. Es hatte eine Kirche im Renaissancestil „Heimsuchung der Jungfrau Maria". Sie wurde 1591 erbaut und im 19. Jahrhundert verlängert.
In der Nähe liegt der viel besuchte Herrgottstuhl (719 m), welcher eine herrliche Aussicht über das Egertal bietet. Von Totzau in Richtung Hermersdorf stand am Gipfel des Legerberges (777 m Meereshöhe) schon seit Ende des 19. Jahrhunderts die „Kudlich-Warte". 1933 wurde sie modernisiert. Der Gedenkstein befindet sich im Lapidarium. Dr. Hans Kudlich war Abgeordneter im Parlament in Wien. Er hatte große Verdienste, so z.B. erreichte er, dass im Jahre 1848 die Robot (Frondienst) aufgehoben wurde. Er hat sich beim Aufstand gegen die Habsburger beteiligt, wurde zum Tode verurteilt und musste ins Ausland fliehen. Er kam bis nach Amerika, wo er als Mediziner eine Praxis eröffnete. Gegen Ende seines Lebens kam er öfter nach Österreich-Ungarn. In vielen Orten wurden ihm Denkmäler errichtet.
Zum Ort gehörten 2 Mahl- und Schneidemühlen, 5 Gaststuben (darunter die Namen: Zur Quelle, Zum grünen Baum, Zum Hochwald), 1 Schneider, 2 Damenschneiderinnen, 2 Fleischer, 3 Kaufläden, 1 Korbflechter, 5 Maurer, 1 Raseur, 1 Sattler, 2 Schmiede, 3 Schuhmacher, 1 Spengler, 2 Trafikanten, 2 Tischler, 2 Wagner, 3 Zimmermänner. Bei der Glaser-Säge befand sich eine Mineralwasserquelle.
Vereine: Unterstützungsverein gedienter Soldaten, Freiwilliger Feuerwehrverein, Gesangverein „Liedertafel", Ortsgruppe des Bundes der Landwirte, Bolzenschützenverein, Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen, Ortsgruppe des deutschen Kuturverbandes.
Lapidarium:
Fundstück: Gedenkstein von der Kudlich-Wart
Pate: Miroslav Ondrjka, Radonice
Einweihung: 4. Juli 2004
Dieselbe Stelle heute
 
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