Kudenitz
1460 - 1967
(Chodenitze)
von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger
Kudenitz lag am linken erhöhten Ufer der Eger in einer Seehöhe von 245 m. Der Ort lag 7,8 km SO von Kaaden, nicht weit von Weschitz. Mit seinen Hopfengärten gehörte er schon zur Saazer Ebene und zur Randzone der urzeitlichen Besiedlung Böhmens, wie auch die archäologischen Funde aus der Bronzezeit beweisen.
Die Benennung der Ortschaft war slawischen Ursprungs und die erste Erwähnung ist aus dem Jahre 1401 in den Gerichtsakten des Konsistoriens Prag: Mykess de Chotienicz.
Der Kataster hatte eine Fläche von 168 ha und der Boden war hier sehr fruchtbar. Die Mehrzahl der Bewohner arbeitete in der Landwirtschaft. Hier wurden alle Arten Getreide, Zuckerrübe, Mais, Kartoffeln, roter Klee, Hülsenfrüchte, Gemüse und Hopfen angebaut. Mit seinen Hopfengärten gehörte Kudenitz zu den größten Hopfenproduzenten im Bezirk Kaaden.
Die Häuschen in Kudenitz standen vor der Straßenabzweigung nach Tschachwitz, beiderseitig zum Weschltzer Straße. Aber aus dem größeren Teil fassten sie die Abzweigung von dieser Straße, die nach Süden führte und den Mühlgraben folgten, ein. Der Mühlgraben mit dem Fluss bilden eine Insel, auf der in der Mitte ca. 20 ha der Hopfengärten standen. Das Wasser für den Mühlgraben wurde in der Eger durch das Kudenitzer Wehr gestaut. An der linken Seite der Straße aus Weschitz standen zu Anfang die Gesindestube und 2 weitere Häuser. Hinter ihnen begann der Weg zum Tschaschwitzer Friedhof. Bei ihm waren eine Martersäule. Die weiteren Häuser standen nach einer größeren unbebauten Fläche an. Bei der Biegung zu Tschachwitz stand ein altes Gut, das der Familie Göttl gehörte, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1460 reichen. Gegen diesem Gut war ein Dorfplatz mit einer Kapelle. In der Nähe der Mündung des Mühlgrabens zurück in Fluss Eger stand der ehemalige Meierhof, der zur Herrschaft Pohlig gehörte. Gegenüber war bei dem Wassergraben eine Mühle, unter ihr über dem Wassergraben eine Brücke, die nach der Insel führte. Die Mehrzahl der Häuser von Kudenitz stammte aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
Zu Ende des 15. Jahrhunderts gehörte Kudenitz den Herren von Lobkowitz und auch im 16. Jahrhundert ist es in den Verträgen über die Teilung des Eigentums von Hassenstein angeführt. Dann wechselten sich die Besitzer, sobald im Jahre 1598 der Herrschaft Pohlig auch mit Kudenitz Herr Linhart Steinbach aus Steinbach kaufte. Aber nach der Schlacht am Weißen Berge wurde das Eigentum der Herrn Steinbach konfisziert und der Besitz fiel wieder zur Königlichen Kammer. Im Jahre 1628 kaufte dann Kudenitz und weitere Dörfer der Graf Heinrich Schlick aus Holejc.
Im Jahre 1654 lebten hier 3 Bauern, wovon einer von ihnen einen Ausschank betrieb und 6 Kleinbauern, von denen einer Schmied war. Hier war auch 1 sog. von der Gemeinde Lebende. Im Jahre 1748 wohnten in Kudenitz 11 Hauswirte, es gab ein herrschaftliches Gasthaus und auch ein Lehrer wird angeführt.
Im Jahre 1787 führte Schaller Kudenitz mit 17 Hausnummern immer bei der alodialischen Herrschaft Pohlig an, die dem Grafen Johann Anton von Pergen, der die Herrschaft nach seinem Vater erbte, gehörte. Unter dem weiteren Besitzer, der seit dem Jahre 1815 der Graf Windischgrätz war, wird im Jahre 1846 in der Nähe des Dorfes eine Braunkohlenzeche angeführt. Der Bergbaubetrieb gewann aber keinen bedeutenderen Umfang und auch auf der hiesigen Grube Wenzel, die die größte war, wurde der Betrieb bald eingestellt.
Als im Jahre 1850 die Gemeinden selbständige Verwaltungseinheiten wurden, wurde auch Kudenitz auf kurze Zeit eine selbständige Gemeinde. Aber schon im Jahre 1869 ist Kudenitz gemeinsam mit Weschitz als Ortschaften der Gemeinde Tschachwitz angeführt. Seit dem Jahre 1868 gehörte die Herrschaft Pohlig, natürlich schon ohne Dörfer, nur der Großgrundbesitz und Grundstücke, den Herren Lobkowitz von Dolní Berkovice. Das Gut besaßen sie bis zum Jahr 1923.
Das Adressbuch aus dem Jahre 1911 schrieb u. a. über die Reste der Brücke bei Kudenitz, die hier einmal stand. Sie verkürzte den Weg von Kaaden nach Saaz und war sehr frequentiert. Ebenfalls ist hier eine Schleiferei für Kunstbrillanten, den sog. Straß, auf der Insel und eine Mühle mit einer Turbine mit Generator für Stromerzeugung angegeben. Kudenitz hatte also den elektrischen Strom früher als die weitere Umgebung. Die Kunstbrillanten wurden von hier nach Gablonz zur weiteren Verarbeitung geschickt. Die Herstellung wurde kurz nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges stillgelegt. Die Werkstatt wurde in eine Tischlerwerkstatt umgebaut und später in eine Schlosserei und Schmiede. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts richteten Hochwasser und Eisschollen große Schäden an. Angeblich deshalb, weil die Uferbäume, die früher die Schollen aufgehalten haben, abgeholzt wurden. Das Eis hatte dann einen freien Weg und konnte die Hopfengärten überfluten und den Ackerboden abschwemmen.
Die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
Mit dem Bau des Staubecken Negranitz wurde das Dorf entvölkert und sein definitives Ende trat im Jahre 1967 ein.