Petersdorf - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Pe-Ra
Petersdorf
1273 - 1953
(Petrov)
von Zdena Binterova,
Übersetzung Gerhard Stübiger

Petersdorf lag am Petersdorfer Bach (bei Sommer Säuerlingsbach und bei Seiner Lohnbach genannt), 7 km von Duppau entfernt, auf einer Seehöhe von 460 m. Sein Kataster hatte 661 ha. Es war ein sich in die Länge ziehendes Dorf und unter dem Dorf entsprangen die der Gesellschaft Mattoni gehörigen Mineralwasserquellen.
Petersdorf entstand im 13. Jahrhundert - im Jahre 1273 hat das Frauenkloster in Doxan nicht nur Totzau, sondern auch Petersdorf behalten. Die älteste Geschichte von Petersdorf ist mit der Herrschaft Welchau, später, noch im Jahre 1545, mit der Herrschaft Hauenstein verbunden. Im nächsten Jahr ist Petersdorf schon im Kaufvertrag des Grafen von Leisnek und seiner Tochter Brigitte angegeben. Hiermit gehörte das Dorf zur Herrschaft Duppau, bei der es bis zum Jahre 1850 geblieben ist, auch obwohl sich die Besitzer änderten.
Nach der Steuerrolle lebten im Jahre 1654 in Petersdorf 12 Bauern, wovon 4 eine Einradmühle besaßen und einer davon auch einen Ausschank hatte, weiter 2 Häusler, 2 Gärtner und 7 bei der Gemeinde. Die Schlussbewertung der Steuerrolle lautet: „Dieses Dorf an Gebäuden gut, mit Kornfeldern, wenig Wiesen ... vom Vieh ernährt, Holz wird von der Obrigkeit gekauft, Bretter und Schindel werden gemacht, zum Verkauf gefahren, für den Rückweg wird Getreide aufgeladen und verkauft."
Sommer führt im Jahre 1847 nur noch 3 Mühlen und ein Herrenwirtshaus an. Er erwähnt aber die Schule nicht, die hier im Jahre 1829 eröffnet wurde.
Als im Jahre 1850 die Gemeinden selbständig geworden sind, wurde auch Petersdorf zur Gemeinde, aber in den Jahren 1868 - 1880 war es eine Ortschaft von Totzau im Bezirk Kaaden, danach erneut selbständige Gemeinde. Im Jahre 1939 wurde es im Deutschen Reich in den Bezirk Karlsbad übertragen, aber im Dezember 1945 wird es erneut im Bezirk Kaaden angegeben. Mit dem Pfarrsprengel, dem Gesundheitswesen und der Post gehörte es zum 3,5 km entfernten Welchau, die Gendarmeriestation hatte es in Saar. Im Jahre 1914 gab es im Dorf 11 größere Bauernhöfe, 2 Wirtshäuser, 2 Geschäfte, ein Geschäft mit Obst und Holz, eine Trafik. Von den Handwerkern arbeiteten hier 2 Maurer, 2 Zimmerleute, 2 Schneider, ein Schuster, ein Tischler. Das Adressbuch aus dem Jahre 1924 führt außerdem eine einklassige Schule und die Gesamtanzahl der Bauerngutsbesitzer - 29 an.
Im Jahre 1924 wird auch ein Tscheche angegeben. Zum 15. 6. 1953, d. h. in die 1. Aussiedlungsetappe wurde auch Petersdorf eingereiht, da es der Errichtung des Truppenübungsplatzes zum Opfer fiel, nachdem schon ab 1945 die deutsche Bevölkerung vertrieben worden war.

Zusätzlicher Text:

Gerichtsbezirk Duppaau
661 ha, davon 376 ha Acker, 34 ha Wiesen, 13 ha Gärten, 96 ha Weide, 127 ha Wald,
2 ha Gewässer, 3 ha verbaute und Hoffläche, 10 ha ertraglos.
54 Häuser, 278 Einwohner, sämtliche deutsch
Pfarre und Post: Welchau, 1-klassige öffentliche deutsche Volksschule
Nächste Bahnstation Wickwitz
7 km von Duppau entfernt lag Petersdorf 431 m über dem Meeresspiegel. Petersdorf verdankte seine Entstehung der kolonisatorischen Tätigkeit des Nonnenklosters Doxan , das im 12. Jahrhundert das Gebiet von Welchau und „Wickwitz mit dem Walde" von König Wladislav II. (1140-1173) geschenkt erhielt. Von der Nachbargemeinde Jokes ist die Gründungsurkunde erhalten (Jokes = Jakobusdorf = Jakubov; 1234; Reg. 831-1234). Zum ersten Male wird Petersdorf im Jahre 1272 urkundlich erwähnt. Das Klostergut Welchau vertauschten die Nonnen von Doxan im Jahre 1336 mit dem König. Es wurde bald darauf an Landadelige verkauft. Petersdorf kam später zur Herrschaft Duppau und im Jahre 1848 mit dieser zu Gerichtsbezirk Duppau und zum pol. Bezirk Kaaden, obwohl es volkswirtschaftlich und völkerkundlich (Egerländer Mundart) zum Karlsbader Gebiete gehörte. Es lag im tief eingeschnittenen Quartal des Petersdorfer Baches am Fuß des Duppauer Gebirges. Der Ackerbau lieferte gute Erträgnisse, ebenso der Obstbau. Im Tal wurde Gemüse angebaut. Ober- und unterhalb des Dorfes lagen Sauerbrunnquellen, Eigentum der Heinrich Mattoni AG in Gießhübl-Sauerbrunn.
35 Landwirte, davon waren 11 größere Bauernhöfe; 2 Gasthäuser, 2 Kaufläden, 1 Trafik, 1 Schneider, 2 Fleischhauer, 4 Butterhändler, 1 Schmied, 1 Schweinehändler, 1 Handelsgärtner, 2 Mühlen, 6 Vereine
1953 begann die Aussiedlung wegen Errichtung des Militärübungsplatzes.
Lapidarium:
Fundstück: Kilometerstein mit der Zahl 24
Einweihung: 2. Juli 2006
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü