Neudörfl bei Radis,
Kretscham
1490 - heute
(Nova Viska u Domasina)
Der vorletzte Lehrer unserer Volksschule, Karl Politzky, hat unsere Heimatgemeinde Neudörfl, in dem im Jahre 1941 erschienenen Büchlein "Kleine Heimarkunde des Landkreises Preßnitz, so beschrieben":
Über die Entstehung von Neudörfl ist wenig bekannt. 1490 erfahren wir durch eine zufällige Nennung von "Puschhof". Es mag sich dabei um ein herrschaftliches Gut (Hof) im Busch gehandelt haben. Dafür spricht die zusammengebaute Häuserreihe der Hausnummern 24, 25, 26, 27, 37 und 38, was für ein Dorf eher untypisch ist. Die dortige Bezeichnung ist "Am Huf". Auf diesem Hof enstand das "Neue Dörfl". Der Amtshauptmann der Kammeralherrschaft Preßnitz, Samson Schindler von Hohenwald soll "von Puschhof" geheißen haben. Im Jahre 1533 wird dann Neudörfl anläßlich des Verkaufes der Lobkowitz´schen Besitzungen als "Neudörfl am Gebirge" erwähnt. Ein Novum bleibt, daß der Name "Buschhuf" bis zum Ende im Sprachgebrauch erhalten blieb.
Kretscham, an der alten Paßstraße nach Preßnitz gelegen, hatte seinen Namen von einem Einkehrhaus mit dem Namen "Zum alten Kretschmer" (Kretschmer = Bierschenker). Die Bezeichnung "Alte Straße " entstand, als im 19. Jahrhundert die neue Straße über Radis- Neudörfl gebaut wurde.
Die Gemeinde Neudörfl gehörte zumeist zur Herrschaft Preßnitz und teilete auch deren Geschicke. Vor dem Jahre 1887 gab es wohl einen größeren Brand. Ansonsten ist von bedeutenden Ereignissen wenig bekannt. Es gibt auch keine Gemeindeaufzeichnungen, so daß daß wir nur auf Erinnerungen der Erlebnisgeneration angewiesen sind.
Die Gemeinde Neudörfl besteht aus den Orten Neudörfl und Kretscham. Sie hat ein Flächenausmaß von 303 Hektar. Neudörfl liegt am Südrand des Landkreises Preßnitz am Abhang des Erzgebirges.
Neudörfl und Kretscham sind etwa 300 Meter voneinander entfernt. Sie werden von der Bezirksstraße 1. Ordnung von Kaaden nach Preßnitz durchquert. Kretscham befindet sich auf einer Anhöhe und ist deshalb schon von weitem sichtbar. Neudörfl hingegen ist in einer Mulde eingebettet. Beide Dörfer sind Längssiedlungen.
In den 51 Häusern wohnten 288 Einwohner, davon 129 männlich und 159 weiblich. Haupterwerbsquelle ist die Landwirtschaft. Trotz der extremen Höhenlage von 650 (Neudörfl) und 700 Metern (Kretscham) sind die Vorbedingungen hierfür bedeutend günstiger als am Gebirgskamm. Hier im Schatten der Berge ist das Ackerland dem kalten Nordwind nicht ausgesetzt und weist hinreichend Niederschläge auf. Hauptanbau ist Getreide (Roggen, Hafer und auch Weizen). Die Reifung ist auch in ungünstigen Jahren nicht in Frage gestellt. Auch Kartoffeln und Dorschen bringen größere Erträge. Schließlich spielt der feldmäßige Anbau von Kraut (Gebirgskraut) und Flachs eine Rolle.
Eine weitere Erwerbsquelle ist der ausgedehnte Wald. Den Beruf des Waldarbeiters gibt es in manchen Familien schon seit Generationen. Viele Einwohner sind als Handwerker in den umliegenden Fabriken tätig. Ältere Leute widmen sich der Heimarbeit (Handschuhfertigung, Gorlnähen und Klöppeln).
Der Ort gehört zum Pfarrsprengel Laucha. In der Volksschule, bis 1940 zweiklassig, befindet sich auch die Lehrerswohnung. Zuständig ist das Postamt Reischdorf. Durch Neudörfl führt auch die Omnibuslinie Kaaden- Reischdorf. Dieses ist auch Bahnstation. Seit 1909 besteht eine Hochquellenwasserleitung, welche die Gemeinde mit gutem Trinkwasser versorgt. 1807 wurde eine Kapelle erbaut.
Die Umgebung ist reich an landschaftlichen Reizen. Von verschiedenen Erhebungen im Gemeindegebiet hat man eine herrliche Fernsicht. Von der alten Straße sieht man die Wohlauer Kirche. Man sieht auch die weite Saazer Ebene, das Egertal mit seinen Burgen und das Duppauer Gebirge bis zum Herrgottsstuhl. Im Winter dienen die Abhänge als Skigebiet.
An Tagen des Rauhfrostes hat man einen entzückenden Anblick, wenn unten das Nebelmeer vorbeizieht und darüber die Bergspitzen hervorschauen, über die sich der blaue Himmel wölbt. uch der Wald bietet, mit seinen einsamen Wegen, bietet dem Erholungssuchenden einen angenehmen Aufenthalt.