Töltsch (Teltsch) - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)

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Tö-Tu
Teltsch (Töltsch)

(Telcov)
von Zdena Binterova,
Übersetzung Gerhard Stübiger


Teltsch lag an der Straße von Pürstein nach Duppau. Von Teltsch führte die Straße weiter über Tunkau, zu welchem Teltsch gehörte. Von Kaaden war Teltsch 11,6 km in westsüdwestlicher Richtung entfernt und das auf einer Seehöhe von 640 m. Das Dorf durchfloss ein Bächlein, das ein Stück hinterm Dorf in den Holl Bach hineinfloß, welcher weiter in Richtung Schönburg lief.
Im Zentrum der Gemeinde stand die Kapelle der Heiligen Jungfrau, deren Glocke im August 1900 eingeweiht wurde. Daneben war ein Teichlein. Die Schule stand ein Stück weiter am Weg zum Kottershof.
Diese wurde im Jahre 1883 als einklassige erbaut, aber 2 Jahre später wurde sie um eine zweite Klasse erweitert. Es besuchten sie nicht nur die Kinder von Teltsch, sondern auch aus Tunkau, Hörn und Melk. Vorher besuchten die Kinder von Teltsch die Schule in Tunkau, die nach dem Aufbau der Schule in Teltsch aufgelöst wurde. An das Stromnetz war das Dorf nicht angeschlossen.
Nach Schütze war auch die Benennung von Teltsch slawischen Ursprungs, der von dem Personenname Telek abgeleitet wurde. Die erste Nachricht über die Existenz von Teltsch wird zum Jahre 1540 angeführt. Karell gibt aber an, dass es Teltsch schon im Jahre 1394 bei dem Lehngut Okenau gab, zu dem es damals gemeinsam mit Tunkau und Hörn gehörte. Im Verlauf weiterer Jahrhunderte finden wir Teltsch im Eigentum des Johann von Vitzthum (1545) und bald danach im umfangreichen Besitz der Herren von Schönburg (1566).
Im Jahre 1604 verkaufte Margarete Huvar von Lobenstein, die Besitzerin eines Teils der Herrschaft Neuschönburg, an die Brüder von Steinsdorf auf Hlubany 4 Dörfer, unter denen auch „Telic" war.
In demselben Jahr kaufte dann „Belicov" Christoph Vitzthum, der Herr von Klösterle, und seit dieser Zeit bis zum Jahre 1850 war Teltsch Teil dieser Herrschaft. Nach dem Urbar aus dem Jahre 1649 lebten in Teltsch 7 Bauern und 2 Häusler. Die gleiche Zahl führt auch die Steuerrolle aus dem Jahre 1654 an. Die ergänzt noch, dass es „an Häusern ein mittelmäßiges Dorf ist, das schlechte Felder hat, die hügelig und steinig sind, mehr Hafer als Korn angebaut wird, Wiesen nötig hat, die Ernährung vom Vieh und Holzmachen stammt".
Auch Schaller gibt Teltsch bei Klösterle (1787) mit 18 Hausnummern an und Sommer (1846) als Töltsch schon mit 23 Häusern und 155 Einwohnern. Außerdem gibt er an, dass zu Teltsch ein Einzelhof gehört, der 1/4 Stunde östlich liegt, die sog. Geigenmühle, deren Lage in der Kreybichschen Landkarte falsch eingetragen ist. Diese Mühle mit der Nr. 18 stand am Höll-Bach und der Weg dahin war ziemlich steil und schlecht.
Im Jahre 1850 sind die Gemeinden selbständig geworden und Teltsch wurde zu einer Ortschaft von Merzdorf. Nach den statistischen Tafeln aus dem Jahre 1863 lebten damals in Teltsch 81 Männer und 66 Frauen und es waren 37 Bauernhöfe und eine Mühle vorhanden. In den Jahren 1887 - 1888 wurde im Bezirk Kaaden eine Obstbaumzählung durchgeführt. An erster Stelle platzierte sich Pürstein und an letzter Teltsch mit seinen 700 Obstbäumen.
Am 16. 3. 1894 erlebten die Einwohner von Teltsch eine Sensation, denn bei der hinteren Mühle ist ein Ballon aus Berlin abgestürzt. Die Menschen haben zum Glück überlebt, doch nach Hause mussten sie mit dem Zug fahren.
Zum 1.1. 1908 haben sich Tunkau mit Teltsch von Merzdorf getrennt und bildeten eine selbständige Gemeinde mit dem Gemeindeamt in Tunkau.
Im Adressbuch aus dem Jahre 1911 ist bei Teltsch außer der Einwohner- und Häuseranzahl auch angegeben, dass es mit zum Pfarrsprengel Okenau gehörte und immer noch gehört, mit der Post zu Totzau und die nächste Eisenbahnstation gab es in Pürstein. Zu dieser Zeit gab es dort 3 größere Wirtschaften, 2 Mühlen, ein Wirtshaus mit einem Fleischer und einem kleinen Geschäft, weiter ein Geschäft mit Getreide und Stroh. Von den Handwerkern arbeiteten hier ein Schuster, ein Schmied und ein Wagner. Die hiesige zweiklassige Schule diente immer noch auch für Tunkau, Horn und Melk. Im Jahre 1914 war Teltsch zu der neu errichteten Post in Tunkau zugeordnet. Die Gendarmeriestation hatte Teltsch in Pürstein.
Im September 1944 erlebten die Teltscher noch eine Flugzeugkatastrophe - unweit der Schule ist ein viermotoriger Bomber abgestürzt.
Die zweite Aussiedlung von Teltsch erfolgte gleich in der 1. Etappe mit dem Termin 15. 6. 1953, nachdem die Vertreibung der deutschen Bevölkerung schon ab 1945 erfolgt war.

Zugehöriger Text:

Gehörte im Gerichtsbezirk Kaaden zur Gemeinde Totzau
193 ha, 28 Häuser, 119 Einwohner, alle deutsch.
Pfarre: Okenau, Post Totzau, 2-klassige Schule.
Das Dorf lag entlang der Straße nach Pürstein in 640 m Meereshöhe. Mitten im Dorf bei Teich war die Kapelle der „Jungfrau Maria". Die Schule wurde 1883 erbaut und auch von den Kindern aus Tunkau, Horn und Melk besucht. Anfang des 20. Jahrhunderts befanden sich im Dorf 3 größere Bauernhöfe, 2 Mühlen, 1 Gasthaus mit Fleischerei und 1 kleiner Kaufladen, 1 Schmied, 1 Wagner, 2 Schuhmacher und 1 Handel mit Getreide und Stroh. Vereine: Freiwillige Feuerwehr
Vor dem Kriege war in der Schule der Lehrer und Maler Hermann Tietze tätig, zuvor in der Schule zu Radonitz. Zwei mal ereignete sich ein Unglück im Flugwesen. 1908 ist bei der Mühle ein Ballon aus Berlin abgestürzt; die Besatzung kam mit dem Schrecken davon und konnte per Bahn heimfahren. Am 11. September 1944 ist unfern der Schule ein viermotoriger amerikanischer Bomber abgestürzt. Das Dorf wurde 1953 abgerissen.
eltsch, Ausblick ins Geigenbachtal
Lapidarium:
Fundstück: Reste der Treppe zur Schule
Pate: Roman Cuprj, Radonice
Einweihung: 4. Juli 2004
 
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