Tschermich +
1330 - 1960
(Cermniky)
Entnommen der
www.komotau.de
Wenn wir an Tschermich denken, dann gleichzeitig an die dortigen Badefreuden in der Eger.Auch der Ortsname, früher Tschirmich, das heißt Wasserstrudel, erinnert an Eger, denn eben da hatte der Fluß einen Strudel gebildet. Es bestanden auch noch Überreste des in früherer Zeit betriebenen Alaunbergwerkes.
Die Einwohner betrieben hauptsächlich Landwirtschaft, bauten Weizen, Korn, Gerste, Kartoffeln, Rüben und Hopfen an. Durch die Straße war Tschermich mit Priesen und Kaaden verbunden.
Eingeschult und eingepfarrt war die Gemeinde nach Tschachwitz. Im Ort stand eine Kapelle als Glockenhaus. Der Ortsansässige Wenzel Bodenstein hatte eine an der Eger betriebene Mahlmühle.
Tschermich
nach Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger
Tschermich lag bei der Mündung des Wiesenbaches am linken Ufer des Flusses Eger, unter einem steileren Abhang, die Seehöhe betrug 235 m, 10 km SW von Komotau. Dieser ganze Bereich wurde schon an der Neige des Mittelpaläolit besiedelt.
Tschermich hatte den länglichen Dorfplatz, um den einige gleichmäßig großen Meierhöfe mit den einstöckigen Wohnhäusern standen. Die ältesten stammen aus dem Ende des Empires, die jüngsten aus dem Jahre 1910. In der Mitte des Dorfplatzes standen die Pseudorenaissancekapelle mit dem Glockenturm aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und der Gemeindebrunnen. Oberhalb der Straße von Tschachwitz nach Priesen stand ein kleines Schloss und in Richtung zum Fluss war ein großer herrschaftlicher Garten, der mit einer Steinmauer umschlossen wurde. Es war ein landtäfliches Gut und bis zur Fronarbeitaufhebung wurde ihm die ganze linke nördlich von Bach gelegte Seite untergeordnet. Es wurde im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts anstatt des herrschaftlichen Hofes erbaut. Es handelte sich um ein einstöckiges Gebäude, vor dem der längliche Durchgangshof war, der ebenfalls mit einer Steinmauer umschlossen wurde. Das Schloss hatte ein Satteldach, das in der Mitte der Hauptfront durch das Oval des einstöckigen Pavillons durchsetzt wurde. Die Stirnwand fasste zu Seiten zwei Pilastern mit den Voluteköpfen ein. In Parterre des Schlosses befand sich eine ovale Eintrittshalle; hinter ihr war ein gewölbter Keller, durch den man in den Kellerstollen hinteren Hang hindurchgegangen ist.
Der nahe Fluss Eger hatte hier ziemlich steile Abhänge, trotzdem hier seit undenklichen Zeiten eine Furt über den Fluss war. Im unseren Jahrhundert gab es auch einen beliebten Flussbadeplatz.
Die Benennung Tschermich ist slawischer Abstammung. Die erste Erwähnung ist aus dem Jahre 1330 in Czirmnicze. Im 19. Jahrhundert waren es Cermíky, Tschirmich oder Tschermich, was dann auch amtliche Benennung war. Die Vermögensverhältnisse waren hier beträchtlich kompliziert. Das Dorf wurde zwischen mehrere Herrschaften geteilt. Der erwähnte Herrenhof mit der NC 15 gehörte im Jahre 1472 Herrn Nikolas Czedliczer und später der Stadt Kaaden. Die weitere Nachricht spricht davon, dass Beneš von Veitmile im Jahre 1479 sein Erbe in Tschermich dem Kloster Grünhain verkaufte. Nach dem Erlöschen des Klosters fiel dieses Teil dem König zu, später zur Herrschaft von Komotau und noch später zur Herrschaft Hagensdorf-Brunnersdorf.
Tschermich war eine ausgeprägt landwirtschaftliche Gemeinde, wo alle Arten Getreide, Rüben, Kartoffeln und von 19. Jahrhundert auch Hopfen gedeihten, aber trotzdem wurde hier schon im 16. Jahrhundert mit der Kohlenförderung begonnen. Die Kohle wurde ausschließlich als Rohstoff zur Herstellung des Alauns in der hiesigen Alaunhütte (gegründet zu Ende des 16. Jahrhunderts) genutzt. Der Betrieb lief bis 1854, war aber nicht zu erfolgreich. Die effektive Kohlenförderung war hier bis Mitte des 19. Jahrhundert, aber auch diese war nicht bedeutsam. Es ist wenig bekannt, dass im 19. Jahrhundert bei Tschermich auch das Eisenerz gefördert wurde, aber nur mit unbedeutendem Ergebnis. Es befand sich hier auch eine Steingrube, in die z. B. in Jahren 1738 - 1752 Stein für den Bau der Kirche St. Peter und Paul (nicht weit von Priesen) gebrochen wurde.
Im Jahre 1787 waren in Tschermich 25 Häuser.
Die Tschechen ließen sich in Tschermich nach dem 1. Weltkrieg nieder; davon lebten hier im Jahre 1930 13 Leute. Damals gehörte Tschermich zur Pfarrei und Post nach Tschachwitz; ein Arzt war in Priesen. Seit dem Jahre 1850 war Tschermich eine unabhängige Gemeinde mit der Benennung Cermíky, nach dem Jahre 1920 schon Cermníky. In dieser Zeit arbeiteten hier ein Maurer, ein Zimmermann und ein Dachdecker. In der Mühle, die noch in den 50er. Jahren im Betrieb war, befand sich auch die Bäckerei. Das ehemalige Schlösschen, NC 15, gehörte dem Herrn Josef Gassauer. Zu Ende des Jahres 1945 war hier ein Internierungslager für die Deutschen, die in hiesiger Steingrube arbeiten mussten.
Die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/46 aus ihrer angestemmten Heimat vertrieben.
Bei der territorialen Reorganisation, die im Jahre 1960 durchgeführt wurde, wurden Tschermich zur Gemeinde Liebisch angeschlossen und im Jahre 1963 wurde das schon ausgesiedelte Kataster zu Priesen bei Komotau angegliedert. Der Damm des Wasserbeckens Negranitz wurde auf dem Land der Gemeinde Tschermisch geschüttet. Negranitz ist ein Symbol für diese Gegend.
Einwohner 1939: 145