Liebisch +
1368 - 1969
(Libuos)
übernommen aus der www.komotau.de
Der Ort lag auf der Höhe einer Bodenwelle zwischen Priesen und Tschachwitz an der Straße nach Prahn und Sporitz. Die Bewohner ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht. Gepflanzt wurden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hopfen, Rüben, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Klee. Gezogen hat man Pferde, Rinder, Ziegen, Schweine und viel Geflügel. In der Kohlenzeche des Grafen Wolkenstein arbeiteten einige Ortsansässige
Mariensäule in Liebisch überführt nach Wikletitz
Eingeschult und eingepfarrt war Liebisch nach Tschachwitz. Der Name Liebisch soll von Libuscha abgeleitet sein. Liebisch war ursprünglich ein selbständiges Gut, das wechselnd der Gräfin Maria Anna von Zeil, Fräulein Carolina von Wessenberg, Graf Josef von Martiniz und dem Grafen von Westphalen gehörte. In dessen Besitz war auch die Herrschaft von Hagensdorf.
Liebisch
Nach Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger:
Das Dorf Liebisch lag 8.5 km SSW von Komotau auf einer Seehöhe von 288 m, zwischen Priesen und Tschachwitz. Die Gemarkung hatte ein Ausmaß von 233 ha Feld und 15 ha Wald. Auf dem viereckigen Dorfplatz war der Dorfteich, oberhalb desselben stand die neogotische Kapelle aus dem Jahre 1863. Die Wohnhäuser waren eher ärmlich, bedeutender war nur der Gutshof NC 11 mit neurenaissancen ebenerdigen Wohngebäude und einem Speicher mit Fachwerk rechts vom Tor.
Die erste Erwähnung Liebischs ist aus dem Jahre 1368, als Radim von Mlynec der Kirche in Tschachwitz den Zehenten aus seinem Besitz in Liebisch zuschrieb. Es war dies ein selbstständiges Gut, dessen Besitzer wechselten - im Jahre 1387 ist Leipold der Ältere von Porten nachgewiesen, 1485 Václav Baštín von Liebisch, dem Nikolaus Schlick „das Dorf niederbrennte und die Leute gefangen nahm und in den Bock spannen ließ". Nach weiteren Besitzern kaufte das Dorf 1528 Wolf von Steinbach.
Zu seiner Zeit wurde hier auch eine Feste erwähnt und unter den Steinbachs wurde nächst Liebisch auch „Alaunschiefer" abgebaut Später verkaufte Zdislav von Steinbach Liebisch mit dem Gute Pohlig dem Grafen Heinrich Schlick von Holejs. (Holejc ?)
Die Steuer- Rolle vom Jahre 1654 erwähnt Liebisch unter der Herrschaft Pohlig. Es waren hier nur 7 Häuser und 2 Bauern. Die Eigentümer wechselten sich dann wieder ab, bis das Gut der Graf Martinic kaufte und in seine Hagensdorfer Herrschaft eingliederte.
Die Feste in Liebisch wurde schon im 17. Jahrhundert, als sie nicht mehr der Herrensitz war, für Gutszwecke umgebaut und wurde schließlich in einen Kornboden verwandelt, der bis zum Untergang des Ortes erhalten blieb.
Schaller führt im Jahre 1787 in der Gemeinde 23 Hausnummern und ein Schloss an, das auch Sommer im Jahre 1846 erwähnt. Eher konnte man vielleicht sagen, dass es ein Vollgeschirrbauernhof sein mochte. Der Boden um Liebisch herum war fruchtbar, man baute vor allem Weizen, Gerste, Korn und Zuckerrübe an, aber auch Hafer, Kartoffeln und Hülsenfrüchte. Der Ort zählte 1846 nur 23 Häuser, in denen 111 Einwohner lebten.
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert begann man bei Liebisch mit dem Kohlenabbau. Im Jahre 1855 waren, laut amtlicher Aufzeichnungen, auf dem Kataster von Liebisch 7 - 10 Hand- und herrschaftliche Schächte, von denen die Kleineren während der Krise in den 70. Jahren eingingen. In Betrieb blieben nur zwei herrschaftliche Schächte. Elisabeth und Karl und für kürzere Zeit noch ein kleineres Kohlenwerk, der Annaschacht.
Der Karlschacht gehörte zu den größten Bergbauunternehmen dieser Gegend. Er befand sich in einem Grubenfeld von 15 Grubenmaßen etwa 500 m nördlich und nordwestlich von Liebisch. Er wurde im Jahre 1807 von der Gräfin Firmian angelegt und auch vom nachfolgenden Besitzer dem Grafen Wolkenstein und weiter bis zum Jahre 1908 ununterbrochen betrieben. Nördlich von Liebisch gab es einen weiteren Grubenmassenkomplex, in welchem durch Graf Wolkenstein in den 50. Jahren des 19. Jahrhunderts ein zweiter herrschaftlicher Schacht mit Namen Elisabeth aufgefahren wurde. Er war bis in die 90. Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Betrieb. Am Westrand des Ortes lag noch ein kleineres Bergwerk, der Anna-Schacht, ursprünglich Karl Anna benannt. In der Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Abbau, später wurde er verlassen und die Wiederinbetriebnahme war erst im Jahre 1897 erfolgt, als ihn A. Seifert aus Karlsbad übernahm, der hier bis 1910 förderte.
Seit 1850 war Liebisch eine selbstständige Gemeinde und zur Hagensdorfer Herrschaft gehörte nur noch das sog. Schlösschen und seine Feldereien. Zur Pfarrei und Schule gehörte Liebisch nach Tschachwitz, zur Post aber nach Priesen. Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten hier 3 Schuster, Schneider und Tischler und es gab hier einen Kaufladen und ein Wirtshaus.
Auch in der ersten Republik gehörte Liebisch zur Pfarrei Tschachwitz, wo es zum Unterschied von früher auch ein Postamt gab. Den Arzt und den Gendarmerieposten aber hatten die Liebischer in Priesen.
Zum 15. August 1945 lebten in Liebisch 152 Einwohner, davon waren nur 3 Tschechen.
Die deutsche Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben.
Zur Gebietsreform im Jahre 1960 wurde zu Liebisch der ausgesiedelte Ort Tschermich hinzugefügt und ab 1. 1. 1963 kam die ganze Gemeinde Liebisch zu Priesen. Wegen fortschreitender Bergbautätigkeit wurde der Ort Liebisch zum 1.1. 1969 aufgelöst.
Vor dem Untergang des Ortes wurde die Mariensäule aus Sandstein vom Jahre 1716, die an der Straße hinter der Ortschaft stand an die Ostseite der St. Anna-Kapelle in Wikletitz übertragen.
Einwohner 1939: 130